Heimtraining für alle: Teil 43
Wir hoffen, die von uns ausgerufene „Woche der Herzlichkeit“ läuft für dich halbwegs zufriedenstellend und der Muskelkater in deinen Beinen vom gestrigen Zirkeltraining hält sich in Grenzen. Im heutigen „Heimtraining für alle“ kommt der Präsident des Oberösterreichischen Fußballverbandes zu Wort, der hier Stellung zur aktuellen Situation bezieht. Ganz besonders freuen wir uns, dass wir den Psychologen, Coach und Team-Berater Mag. Thomas Dorner aus Wien für ein großes Exklusivinterview gewinnen konnten. Herausgekommen ist ein Gespräch über Erfolgsfaktoren und Einstellungen, Typen und Temperamente, Zukunftsperspektiven und Zielsetzungen. Part 1 des Interviews wird heute publiziert, Part 2 folgt am morgigen Mittwoch.
Redaktion: Du bist als Psychologe und Berater in der Wirtschaft und im Sport ein gefragter Mann. Für welche Fußballvereine und Verbände warst du schon tätig?
Thomas Dorner: Ich habe vor allem mit Vereinen in Oberösterreich und Wien gearbeitet – mit Mannschaften aber auch mit Funktionärsteams. Mit dem Oberösterreichischen Fußballverband verbindet mich schon eine längere Zusammenarbeit. Eine Zeitlang habe ich bei den Trainerfortbildungen in Obertraun den psychologischen Teil der Ausbildungen gelehrt. Übrigens habe ich in Obertraun selber als Teilnehmer den Nachwuchsbetreuerlehrgang absolviert und dabei viel gelernt.
Welche drei Faktoren zeichnen deiner Meinung nach ein erfolgreiches Team aus?
Mentalität, Zusammenhalt und Aufopferungsbereitschaft sind die drei Faktoren, die man in erfolgreichen Teams antrifft. Wenn du im Kopf stark bist und das „Sieger-Gen“ verkörperst, hast du die Brust draußen, den Kopf oben, willst jeden Ball vor dem Gegner haben und den Zweikampf für dich entscheiden.
Alleine richtest du aber nichts aus, du brauchst die anderen dazu und die anderen brauchen dich. Da kommt der Zusammenhalt ins Spiel. Wenn jeder sein Letztes gibt und sich fürs Team aufopfert, spürt man diesen Ruck, der durch die Mannschaft geht. Dann geht man auch die Wege, die schon wehtun, aber den Unterschied ausmachen und dem Gegner den Zahn ziehen.
Ist Teamgeist die Voraussetzung für Erfolg? Oder ist Erfolg die Voraussetzung für Teamgeist?
Ersteres würde ich auf jeden Fall mit einem Ja beantworten. Ohne Teamgeist ist es schwierig, über sich hinauszuwachsen. Die zweite Frage nicht unbedingt. Erfolg ist zwar unglaublich motivierend und schafft ganz automatisch eine gute Stimmung. Aber man kann auch eine hervorragende Teamleistung abliefern und einen tollen Teamgeist zeigen, und trotzdem – erhobenen Hauptes – verlieren.
In einer Fußballmannschaft gibt es viele unterschiedliche Typen. Ist das von Vorteil? Und wie kann es gelingen, dass diese verschiedenen Persönlichkeiten ihre Bestleistung abrufen?
Für eine Mannschaft ist es sogar gut, wenn es unterschiedliche Typen gibt – unter der Voraussetzung, dass sie an einem Strang ziehen. Dann entsteht dieses Gefühl, dass jeder mit seinen individuellen Stärken dazu beiträgt, dass das Team als Ganzes stärker wird. Nach dem Motto „WIR sind stärker als ICH“.
Abgesehen davon erfordert jede Position auf dem Platz ihre eigenen Stärken. Wenn wir alle gleich wären, könnten wir die unterschiedlichen Anforderungen gar nicht erfüllen und wären „nicht gut aufgestellt“.
Ein sogenannter „Individualist“ – ein Spieler, der mehr an sich als ans Team denkt, kann hingegen schon eine Herausforderung für ein gutes Teamgefüge sein. Solange er aber mit entscheidenden Aktionen oder Toren zum Erfolg der Mannschaft beiträgt, wird diese ihn und seinen Egoismus akzeptieren. Wenn er aber der Mannschaft nicht mehr „hilft“, sind Konflikte vorprogrammiert. Ein gutes Team hält solche Spieler aber aus, solange es genügend andere gibt, die eine hohe Teamorientierung mitbringen.